Personzentrierte Praxis - Rahmenkonzept für Führungskräfte
von Tobias Münzenhofer
Fortbildung zum Artikelthema
Zur FortbildungEin langfristiger Kulturwandel
Personzentrierte Praxis – Ein Rahmenkonzept für Führungskräfte
Die Pflegebranche steht vor immer komplexeren Herausforderungen. Die steigende Anzahl pflegebedürftiger Menschen, die Diversität ihrer Bedürfnisse sowie der gesellschaftliche Druck, qualitativ hochwertige und zugleich effiziente Pflege zu gewährleisten, erfordern neue Ansätze. Das Konzept der personzentrierten Praxis (Person-Centred Practice, PCP) bietet einen solchen Rahmen und setzt den Menschen – ob Bewohner, Patient, Gast, Klient oder Mitarbeiter – ins Zentrum aller Bemühungen. Es verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Instrumenten und schafft eine Kultur, die von Respekt, Selbstbestimmung und individueller Betreuung geprägt ist.
Dieser Artikel richtet sich an Führungskräfte und zeigt u.a. auf, wie das PeoPLe-Modell (Personzentrierte Praxis in der Langzeitpflege) sowie der DNQP-Expertenstandard „Beziehungsgestaltung“ als strategisches Werkzeug genutzt werden kann, um eine Kultur des Miteinanders zu fördern. Dabei werden die Rahmenbedingungen, Grundprinzipien sowie die organisatorischen und individuellen Voraussetzungen beleuchtet.
Hintergrund und Entstehung des PeoPLe-Modells
Das PeoPLe-Modell wurde im Rahmen der Initiative „Leben entfalten – Zukunft gestalten“ entwickelt, um ein einheitliches Qualitätskonzept für Pflegezentren zu schaffen. Es basiert auf dem international anerkannten Person-Centred Practice Framework (McCormack & McCance, 2017) und integriert wissenschaftliche sowie praxisnahe Perspektiven.
Es verbindet vier zentrale Elemente:
- Voraussetzungen: Kompetenzen und Haltungen der Mitarbeiter.
- Praxisumfeld: Organisationale Strukturen und Prozesse.
- Personzentrierte Prozesse: Pflege- und Betreuungspraktiken.
- Grundprinzipien: Bewohnerorientierte Ziele und Werte.
Das Modell „Personzentrierte Praxis – Langzeitpflege (PeoPLe)“ (Mayer, McCormack & McCance);
Die Rolle der Führungskräfte
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung einer personzentrierten Kultur. Sie beeinflussen nicht nur die Organisationsstruktur, sondern auch die Arbeitsatmosphäre und das Engagement der Mitarbeitenden.
Zu ihren Hauptaufgaben gehören:
- Schaffung unterstützender Organisationsstrukturen: Eine offene, wertschätzende Unternehmenskultur fördert Kreativität und Professionalität.
- Power Sharing: Die Delegation von Verantwortung und Entscheidungsbefugnis stärkt das Team und reduziert Hierarchien.
- Förderung effektiver Arbeitsbeziehungen: Respektvolle Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Teams schaffen die Grundlage für Qualität.
- Gemeinsame Entscheidungsfindung: Partizipation und Inklusion von Mitarbeitenden und Bewohnern erhöhen die Akzeptanz von Entscheidungen.
- Innovationsmanagement: Führungskräfte müssen Mut zur Veränderung zeigen und Mitarbeitende ermutigen, innovative Lösungen zu entwickeln.
Die sechs Grundprinzipien der Personzentrierung
Diese sechs Grundprinzipien bilden das Herzstück des Modells und leiten das tägliche Handeln in der Pflege: